Steininger Kalt-Asphalt-Lexikon

Bernd Steininger erklärt aus seiner langjährigen Erfahrung als Reaktivasphalt-Sachverständiger Begriffe der am Markt angebotenen Kaltmischgüter, Kaltasphalte, Reparaturasphalte, Reaktivasphalte

Was ist Kaltmischgut, auch Reparaturasphalt genannt?

Kaltmischgut oder Reparaturasphalt ist der Oberbegriff für kalt verarbeitbare Bitumen-Splittgemische, welche hauptsächlich im Winter zur provisorischen Flickung von Schlaglöchern verwendet werden.

Um das Bitumen kalt verarbeitbar zu machen (würde ansonsten nach Abkühlung fest sein), wird das Bitumen, oftmals 50% zu 50%, mit anderen Stoffen zu einem Bindemittel gemischt (welches dann später mit Splitten verschiedener Körnung zu Kaltmischgut verarbeitet wird). Diese Bindemittel reichen von der weitverbreitetsten Form der schwerflüchtigen mineralölstämmigen Fluxmitteln (z.B. Altöl) über umweltweltschädliche hochsiedende Lösemittel (z.B. Xylol) bis hin zu Wasser dann als Bitumenemulsion, welches aber gerade in der Anwendungshauptzeit, im Winter, nicht angewendet werden kann. Die umweltfreundlichste und bei jeder Witterung anwendbare Variante ist die Beimischung von nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Rapsöl.

Dieses Kaltmischgut wird dann allgemein als Reaktivasphalt bezeichnet, wobei Reaktivasphalt kein geschützter Begriff ist und nicht ausgeschlossen sein kann, dass ein Produkt als Reaktivasphalt angeboten wird, dieses aber dennoch altöl- und/oder lösemittelhaltig ist.

Die Firma Steininger Straßenbauprodukte Deutschland GmbH stellt ausschließlich Reparaturasphalte aus nachwachsenden Rohstoffen her, welche dem Begriff lösemittelfreier Reaktivasphalt gerecht wird.

KMG-F Kaltmischgut oder Reparaturasphalt

Das bis Heute in Deutschland am häufigsten verwendete Billig-Kaltmischgut
(nicht im Produkt- oder Herstellungsprogramm von Steininger)

Die meistverbreitete Beimischung ist schwerflüchtiges mineralölstämmiges Fluxmitteln, z.B. Altöl. Oftmals werden im Kaltmischgut auch Altbitumen-Restmengen oder Abfälle aus der Bitumenemulsionsherstellung kostengünstig entsorgt.

KMG-F Billig Kaltmischgut, beispielsweise mit Altöl, härtet faktisch nahezu nicht aus, wenn überhaupt ist es über Monate oder Jahre dauerweich. Deshalb kann es lose vom LKW auf jedem Bauhof einfach abgekippt werden. Selbst über Monate gelagert bildet es nur eine dünne Kruste, bleibt in der Schüttgutbox dauerweich.

Im Schlagloch auf der Straße eingebracht, hat es die kürzeste Haltbarkeit aller Kaltmischgüter, wird vom Verkehr bei schwierigen Randbedingungen wie Regen, Hitze und Schnee sehr schnell auf der Fahrbahn verteilt. Hierbei dringt Wasser in das dauerweiche Kaltmischgut ein und trennt das Bitumen-Öl-Bindemittel vom Splitt. Der gleiche Effekt entsteht bei Hitze, wodurch eine Bitumen-Öl-Spur mit Rollsplitt auf der Fahrbahn sichtbar wird.

Durch Regen werden dann die auf der Fahrbahn verteilten schwerflüchtigen mineralölstämmigen Fluxmitteln, z.B. Altöl, über den Randstreifen ins Grundwasser gespült. Es wird angenommen, dass jedes Jahr mehrere Millionen Liter Grundwasser durch KMG-F verunreinigt werden. KMG-F wird nicht nur als Schüttgut, sondern auch als Big-Pack-Ware, Sackware oder Eimerware angeboten. KMG-F als Eimerware wird oftmals durch die Unwissenheit der Verbraucher zu überhöhten Preisen über Zwischenhändler vertrieben.

Da eine Qualitätskontrolle beim Verbraucher oft nicht stattfindet, sich auf Aussagen der Anbieter, sie hätten das beste Produkt verlassen wird oder nicht die Haltbarkeit, sondern nur die gute Verarbeitbarkeit wichtig ist, ist KMG-F mit geschätzt 170.000 Tonnen Jahresverbrauch alleine in Deutschland das am meisten verwendete Kaltmischgut.

KMG-L Lösemittelhaltiges Kaltmischgut oder Reparaturasphalt

ein „Verkaufsschlager“ in Deutschland bis Heute
(nicht im Produkt- oder Herstellungsprogramm von Steininger)

In den 1980er Jahren hatte man schon erkannt, dass das oben beschriebene KMG-F Kaltmischgut überhaupt keine Haltbarkeit im Schlaglochflickung hat, teilweise nach Stunden bereits aus dem Schlagloch herausgefahren wurde. Da damals Umweltschutz nicht so wichtig war, ersetzte man das im KMG-F Kaltmischgut eingesetzte schwerflüchtige mineralölstämmige Fluxmittel durch petrostämmige hochsiedende Lösemittel wie beispielsweise Xylol.

Das defundationsstarke und hochsiedende Xylol soll aus dem Bitumen schneller ausdunsten, wodurch der Bitumen und somit das KMG-L Kaltmischgut (Reparaturasphalt) eine Stabilisierung bekommen soll. Hierfür wird das Kaltmischgut (Reparaturasphalt) grobkörnig, also Hohlraumreich hergestellt, damit das Lösemittel besser durch den Splitt entweichen kann. Der grobe Hohlraumgehalt führt aber zu weiterem Wassereintritt in das Kaltmischgut. Grober Hohlraum sorgt somit für eine geringere Haltbarkeit.

Nachdem aber das KMG-F Kaltmischgut schon eine Umweltsünde sonders gleichen ist, werden beim KMG-L Kaltmischgut noch die Verarbeiter in Ihrer Gesundheit gefährdet.  Zum Beispiel Xylol ist leicht entzündlich und wirkt gesundheitsschädlich auf die Haut und Atmungswege, zudem schädigt es das Gehirn und die Nerven, was Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Orientierungsstörungen hervorrufen kann. Xylol ist wassergefährdend. Xylole stehen im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen, krebserregend und sensibilisierend zu wirken. Quellenangabe zu Xylol: https://de.wikipedia.org/wiki/Xylole.

Da sich auch bereits bei der Berufsgenossenschaft viele Verarbeiter beim Einbau von den Lösemitteldämpfen mindestens „belästigt“ fühlen, wir heutzutage dem Mischgut teilweise ein wohlriechender Talpene Geruchsstoff im KMG-L Kaltmischgut zugegeben, welcher den stechenden Lösemittelgeruch mit Geschmacksrichtungen wie Orange überdecken oder weniger für den Verarbeiter wahrnehmbar machen soll. Dies macht das KMG-L Kaltmischgut aber nicht weniger gefährlich, der Verarbeiter erkennt nur die Gefahr nicht sofort.

Da auch das KMG-L Kaltmischgut in der Tiefenaushärtung mindestens Wochen zur Tiefen-Durchhärtung benötigt, dringt auch hier Wasser durch den grob eingestellten Splitt durch Regen ins Kaltmischgut ein, wodurch das Xylol und weitere beigemischte Stoffe im Wasser gebunden und anschließend ebenfalls ins Grundwasser „ausgespühlt“ werden. In den letzten Jahren hat man versucht, Xylole durch Testbenzine zu ersetzten. Da aber auch Testbenzine entzündlich und umweltgefährlich sind, macht dies die Umweltbilanz nicht besser.

Testbenzine verflüchtigen wesentlich langsamer als Xylole, was den Eintrag ins Grundwasser erhöhen sollte. Generell ist zu empfehlen, bei der Lagerung von KMG-L auf dem Bauhof die Verordnung zur Lagerung von brennbaren Stoffen (VbF) zu beachten.

KMG-E Kaltmischgut oder Reparaturasphalt

Als lose Ware oder Big Pack eine umwelttechnische „Mogelpackung“
(nicht im Produkt- oder Herstellungsprogramm von Steininger)